Tanz. Don Juan

Zusammen mit seinem Dramaturgen Gregor Acuña-Pohl hat sich der schwedische Choreograph Johan Inger von Brecht über Molière und Tirso de Molina, von Byron über Dumas, von Handke über Puschkin, von Fellini über Bergman der Figur des Don Juan angenähert.
Inger zeichnet den Don Juan nicht einfach nur als Schwerenöter und Serien-Verführer, sondern in seiner ganzen Komplexität und auch Menschlichkeit. In maßloser Gigantomanie und mit unstillbarer Gier ist er eigentlich ein Getriebener auf der Flucht vor seiner eigenen Verlorenheit. Er musste als Kind das Trauma des Verlassenwerdens durchleben und sucht nun als Erwachsener seine Mutter in jeder Frau, die er trifft. Er, der zu früh vom Schoß der Mutter getrennt wurde, hat nie die Reife eines erwachsenen Mannes erlangt. Erfüllt von einer großen Leere, sammelt er seitdem zwangsweise Frauenschöße. Zerlina, Tisbea und Doña Ana gehören zu seinen amourösen Eroberungen, doch sind sie nicht nur Sammelstücke. Don Juan gibt ihnen, was sie wollen. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass Don Juans Weg mit Scherben gepflastert ist. Dabei gibt es einen Wegbegleiter an seiner Seite, der ihm immer wieder einen Spiegel vorhält: Leo alias Leporello repräsentiert den guten Teil des Don Juan und gemahnt an Moral und Sittlichkeit – mit nicht allzu großem Erfolg, wie wir wissen. Am Ende des Stücks übernimmt Don Juans Mutter in Ingers Interpretation die Rolle des Commendatore, sie konfrontiert ihn mit seinem grenzenlosen Narzissmus und seiner Gewissenlosigkeit.
Die 16 Tänzerinnen und Tänzer der italienischen Compagnie Aterballetto verleihen den spannungsgeladenen Erzählmomenten der intensiven Choreographie Johan Ingers eine atemberaubende Ausdruckskraft. Die eigens für Ingers Version geschaffene Originalkomposition von Marc Álvarez, der feinsinnige Referenzen auf Gluck anzumerken sind, führt leitmotivisch durch die Erzählung und verstärkt die Sinnlichkeit und Emotionalität, die zum Schluss bis zur Schmerzgrenze ausgeschöpft werden – ein Schmerz, dem man sich nicht entziehen kann. Quelle: Theater im Pfalzbau, Bild: © Celeste Lombardi

Mehr Informationen unter dem Orginalbeitrag auf der Website des Theaters im Pfalzbau.

Tanzstück von Johan Inger

Fondazione Nazionale della Danza / Aterballetto
Italien

DI, 08.03.2022, 19:30 UHR, TT

Choreographie Johan Inger
Musik-Komposition Marc Álvarez
Dramaturgie Gregor Acuña -Pohl
Bühne Curt Allen Wilmer
Kostüme Bregje Van Balen
Lichtdesign Fabiana Piccioli

GROSSE BÜHNE

Preise 41 € / 35 € / 29 € / 23 €
Dauer ca. 90 Minuten

Gefördert von

Nach oben