Festival des deutschen Films: Tag 9

13:00 Uhr: WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR

Magisch-poetisches Kino nach Joachim Meyerhoffs Kindheitserinnerungen als Sohn eines Psychiaters, dessen Welt ebenso verzaubert wie krass realistisch war.

Meyerhoff hat seine Jugend auf dem Gelände der Kinder- und Jugendpsychiatrie seines Vaters in einem beeindruckenden autobiographischen Roman eindrucksvoll beschrieben. Dem folgt dieser Film mit beharrlicher Konsequenz. Wir erleben einen ganz alltäglichen Wahnsinn als Kind, Halbwüchsiger und Erwachsener, bis zum Zerfall der Familie. Dabei bieten ihm die leicht verschrobenen Gedankengänge der Patienten stets einen ungewohnten und zuweilen sogar sicheren Halt. Wie ein Aquarium voller kurios verfremdeter Lebensdramen wirkt diese Variante des Coming of Age-Dramas. Schauspielerisch großartig bis in die kleinsten Rollen besetzt, erleben wir einen verzauberten Mikrokosmos der Lebensentwürfe, manchmal höchst vergnüglich, dann wieder melancholisch und mit viel Magie. (JS/MK); Foto: ©2023 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved

 

15:15 Uhr: SONNE UND BETON

Kann man das Leben lieben inmitten dieser Jugendszene voller Gewalt und Ohnmacht? Man kann. Ein Meisterwerk des deutschen Kinos.

Im Berliner Problemkiez Gropius-Stadt versuchen Lukas und seine Freunde einigermaßen aufrecht stehend erwachsen zu werden. Die Schule bietet keine Orientierung. Wenn der Schulleiter eine großzügige Spende von Computern ankündigt, denken sie gleich daran, wie man sie klauen kann. Die Eltern sind entweder desinteressiert oder gewalttätig. Es ist heiß im Plattenbau. Lukas gerät zwischen die rivalisierenden Clans der Dealergruppen im Park. Mit Rapmusik und Joints versuchen die Jungs dennoch zu leben. Selten wurde ein derart authentisches Filmporträt der chronischen Perspektivlosigkeit und der falschen Ehrbegriffe mit einem sorglosen Hang zur Tragödie in diesen Milieus vorgelegt. Kann man es schaffen, aus diesem Milieu auszubrechen? Der Autor des hier verfilmten autobiografischen Romans tat es. (JS/MK); Foto: © Constantin Film Verleih


 

17:45 Uhr: WAS MAN VON HIER AUS SEHEN KANN

Eine fabelhafte Welt im Westerwald. Ein Märchen aus der Kindheit, Lebensgeschichte vom Dorf. Magische Wirklichkeiten mit Corinna Harfouch als hellsehender Oma.

Immer wenn Oma Selma von einem Okapi träumt, dann stirbt innerhalb von 24 Stunden jemand aus dem Dorf. Denn die Welt ist voller Geister, Feen und Gespenster. Den roten Kreis auf dem Fußboden der Stube muss man meiden, wenn man nicht nach unten durchbrechen will. In dieser bunten Märchenwelt von der klaren Schönheit eines Kinderbuches sind überraschende Wendungen und kuriose Begebenheiten Normalität. Zugleich aber herrscht ein großer Wärmestrom in dieser eigenartigen Welt, verliebt in alles Menschliche. So, wenn der Optiker bei seinen Liebeserklärungen an Selma nie über die Anfänge seiner Briefversuche hinauskommt. Oder wenn immer dann etwas herunterfällt, wenn Luise, die Enkelin, schwindelt. Eine wunderbare schalkige Filmphantasie über all das, was man nicht von jedem Standpunkt aus sehen kann. (MK/JS); Foto: © STUDIOCANAL GmbH / Frank Dicks

 

20:00 Uhr: DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE

„Finden Sie mich anstrengend, aber bezaubernd?“ fragt sie, „Ich fühle nicht, ich denke“, sagt er. Die zwei passen absolut nicht zusammen. Eine Liebesgeschichte.

Zwei verlorene Seelen in den nächtlichen Straßen Berlins. Greta, die Schulsekretärin, gibt dem fremden Mann an der Bushaltestelle einfach einen Kuss. Dann redet sie ohne Unterlass, hyperaktiv und phantasiebegabt. Er ist ein bärbeißig wortkarger, buchstäblich knochentrockener Fleischermeister, der seit Jahrzehnten allein spazieren geht, immer nachts. Einsam sind sie beide, nur eben auf grundverschiedene Weise. Sie agiert, als hätte sie nie wirklich einen Boden unter den Füssen, er hingegen ist die Seriosität in Person. Jedenfalls scheint es so. Aber die Wahrheit von Menschen ist selten wirklich sichtbar. Brillante Dialoge in der Nacht. Und lauter Geheimnisse. So plötzlich wie er zu weinen beginnt, fängt er auch an zu singen. Selten wurde das Zusammenkommen zweier Menschen so schön erzählt wie hier. (MK); Foto: © 2023_X Creative Pool_X Verleih

14:15 Uhr: WEINPROBE FÜR ANFÄNGER

Bei der Weinprobe kommen sie sich näher: Die Hebamme Hortense und der Weinhändler Jacques. Eine Liebesgeschichte voller herrlicher Geschmacksnuancen – nicht nur im Abgang

Weinhändler Jacques darf gar keine Weinproben mehr machen, seiner Gesundheit zuliebe. Nur noch dieses eine Mal. Weil Hortense in seinen Laden kommt und so schön strahlt, wenn er über die Vorzüge des Weines redet. Gleich entdeckt er auch noch, dass sein lustloser Azubi ein echtes Naturtalent ist. Doch natürlich müssen die beiden Liebenden sich noch annähern und all ihre Geheimnisse voreinander eingestehen, bis sich die kleine Weinprobe in eine Lebensprobe wenden kann. Pointen fliegen wie Papierflugzeuge durch den Weinladen und auch sonst wohin, bis sie erkennen können, dass sie füreinander geschaffen sind. Eine romantische Komödie, in der das „savoir vivre“ – die Liebe zum Leben – den Schlüssel zum Glück liefert. Und natürlich die Erotik des Weintrinkens. (JS); Foto: © Bertrand Vacarisas Mandarin & Compagnie / STUDIOCANAL GmbH


 

16:15 Uhr: DANIEL RICHTER

Ein großer Bildender Künstler der Gegenwart erzählt, lacht, grübelt, arbeitet tanzend und revidiert sich. Eine intensive und faszinierende Langzeitbeobachtung.

Plakate für Hausbesetzer und Plattencover seiner Lieblingsband waren der Einstieg in die Kunstszene für den abstrakt malenden Künstler Daniel Richter. Oscarpreisträger Pepe Danquart hat ihn drei Jahre dabei begleitet, wie er seinen künstlerischen Stil findet und weiterentwickelt, und trotzdem nicht aufhört, politisch zu denken. Heute berühmt und teuer, hat er pausenlos große Ausstellungen in New York oder Paris und schildert, wie der Kunstbetrieb ihn verändert habe. Geblieben ist sein Anspruch, das Weltgeschehen mit seinen Bildern politisch zu kommentieren. Daneben erleben wir in dieser mitfühlenden Dokumentation die Freuden kreativer Malerei, die auch im Gegenständlichen das Abstrakte, sich Auflösende sucht. Faszinierend. (JS/MK); Foto: © B14FILM Foto Kolja Brandt


 

18:15 Uhr: DIE AMITIÉ

Ein Erntehelfer und eine Pflegerin, Arbeitsimmigranten in Deutschland. Sie passen sich an und haben doch ihre eigene Welt, fast eine Geheimgesellschaft. Ein SciFi-Film aus der Arbeitswelt.

Sie sitzen im Bus nach Deutschland nebeneinander. Die Polin Agnieszka liest ein Buch des Papstes, der Schwarze Dieudonné blättert gerade in Frantz Fanons „Die Verdammten dieser Erde“. In Lübeck angekommen gehen sie dann beide ihrer Wege: Die junge Krankenpflegerin tritt ihren Job bei dem alten dementen Siegfried an. Dieudonné von der Elfenbeinküste soll Tomaten züchten in einem gewaltigen Gewächshaus. Für ihn ist die „Amitié“ ein Ausweg aus großer Unterdrückung als Migrant ohne Aufenthaltserlaubnis. Das ist ein rätselhaftes Netzwerk, über das die Arbeitskräfte sich austauschen. Natürlich kommen die beiden Helden des Filmes wieder zueinander in diesem Film, der auch eine Liebesgeschichte ist. Ein Film über die ganz unten und wie sie zu selbstbestimmtem Handeln finden. (JS/MK); Foto: © Jörg Gruber


 

20:30 Uhr: SEID EINFACH WIE IHR SEID

Für ihren Abschlussfilm lädt die Studentin ihre geschiedenen Eltern ins Häuschen von Oma. „Seid einfach wie ihr seid“, sagt sie und dreht. Eine großartige Familienkomödie!

Natürlich ist hier gar nichts dokumentarisch, aber es wirkt so. Virtuos gelingt es der Schauspielerin und Regisseurin Alice Gruia in ihrem tatsächlich ersten Spielfilm ein faszinierendes Spiel um „Was ist denn wirklich wahr?“ zu veranstalten. Sie behauptet, es sei eine Filmstudentin, die für ihren Abschlussfilm die scheinbar geniale Idee hatte, ihre seit 25 Jahren geschiedenen Eltern in Omas Häuschen wieder zu vereinen. Natürlich, um herauszufinden, was damals bei deren Trennung eigentlich passiert ist. Daraus entsteht eine bis in die Details äußerst komische, äußerst lustige Charakterstudie um Mama, Papa und seine Neue, einschließlich der Beziehungskrise der Studentin und ihres Freundes, wenn die glauben, die Kamera sei jetzt abgestellt. Ein psychologisch wie künstlerisch gelungenes Meisterwerk über „Familienbande“. (MK); Foto: © Thorsten Schönrade

11:00 Uhr: LUCY IST JETZT GANGSTER

Lucys Eltern betreiben in einer idyllischen Kleinstadt das beliebte Eiscafé Felicitá. Als ein Schraubenschlüssel in die Eismaschine fällt und sie schreddert, weigert sich die Bank, einen Kredit für eine Neuanschaffung zu geben. Da tut sich die zehnjährige Musterschülerin mit ihrem frechen Klassenkameraden Tristan zusammen und gemeinsam planen sie einen Banküberfall. Leichthändig und stilsicher hat Till Endemann diese Gangsterkomödie ganz auf seine junge Grundschüler*innen-Zielgruppe hin inszeniert. Getragen von einem bis in die Nebenrollen hinein überzeugenden Schauspieler-Ensemble nimmt der Film die kleinen und großen Sorgen seiner Protagonisten ernst, verliert darüber aber nie seinen märchenhaften Touch. Foto: © 2022 INDIFilm Daniel Dornhoefe


 

15:00 Uhr: FALLENDE BLÄTTER

Eine Liebeserklärung an die Menschen, die nie eine machen würden. Aber prächtig in der Bar ihre Zeit absitzen können. Ein echter Kaurismäki eben.

Ansa und Holappa lernen sich in der Tristesse eines Karaoke-Abends kennen und verlieren sich wieder. Die eilig ausgetauschte Telefonnummer ist weg und dann geht das Leben aussichtslose Umwege. Der Alkohol und ein Unfall bringen ihn ins Koma. Beide verlieren ihre Jobs. Nicht einmal die Namen haben sie sich gemerkt. Doch dies wäre kein Film des ebenso traurigsten wie witzigsten Clowns des Weltkinos, Aki Kaurismäki, wenn das Schicksal nicht doch noch einen Weg finden würde, diese beiden Glücklosen wieder zusammenzubringen. Solchen Geschichten – von den dunklen Wolken im Leben, die vorüberziehen und dem großen Glück mitten in der Traurigkeit – hat der finnische Meisterregisseur sein ganzes filmisches Schaffen gewidmet. Mit betörender stilistischer Strenge verweist er stets auf das Kleinste anzunehmende Glück. (JS); Foto: © Sputnik Oy / Pandora Film, Foto: Malla Hukkanen


 

16:45 Uhr: DER VERMESSENE MENSCH

„Jeder kriegt einen Schädel zum Vermessen“, sagt der Professor nach der Völkerschau in Berlin. Ein junger Ethnologe hat Mitleid. Die Deutschen beherrschen Namibia.

Schon beim Vermessen der Schädel ist dem jungen Ethnologen Alexander unwohl. Aber der Herr Professor im deutschen Kaiserreich glaubt fest an die Überlegenheit der weißen Rasse. Alexander ergreift die Gelegenheit, sich einer Expedition nach „Deutsch-Südwestafrika“ anzuschließen, wo gerade der Aufstand der Herero ausgebrochen ist. Er erlebt die Raubzüge der kaiserlichen Armee und die ganze Grausamkeit des Völkermordes. Zugleich möchte er Kezia wieder treffen, die bei der „Völkerschau“ in Berlin als seine Dolmetscherin gedient hatte. In großen Bildern erzählt der Film eindringlich von einem Wahnsinn, der als Normalität galt. Ein Film ohne Klischees und voller Zauber des Reichtums, ja der Klugheit der Kultur der Schwarzen, die damals einfach zerstört wurde. (JS/MK); Foto: © STUDIOCANAL GmbH / Julia Terjung


 

19:00 Uhr: DIE STILLEN MÖRDER

Skandal im Pflegeheim. Werden Patienten bewusst in einen dämmrigen Tod gespritzt? Ein Thriller um eine junge Anwältin als Plädoyer für Menschlichkeit.

Es passieren seltsame Dinge in einem Pflegeheim für demente Patienten. Eine junge Anwältin kommt einem schleichenden Tod nach Medikamentengaben auf die Spur. Die Patienten rutschen rasch in immer höhere (einträglichere) Pflegestufen und dann ins Koma. Eine Krankenpflegerin wird verhaftet. Aber war sie wirklich Schuld? Hat die Sache nicht vielmehr System? Die engagierte Anwältin deckt Vertuschungen auf und entdeckt nach und nach Dinge, die sie lieber nicht gewusst hätte. Und wir begreifen, wie wichtig ein tatkräftiges Mitgefühl ist. Sehr eindringlich und meisterhaft gemacht, ist dieses Melodram um die Hilflosigkeit des Alters – viel mehr als nur ein Krimi. Eindringlich plädiert dieser Film dafür, das Mitgefühl nie der Routine oder der „Professionalität“ eines Pflegeheims zu opfern. (JS/MK); Foto: © Boris Laewen

 

21:00 Uhr: WENN PAPA AUF DER MATTE STEHT

Männer, die „forever young“ sein wollen und ihre Töchter vergessen haben, müssen plötzlich Einsatz zeigen und wissen natürlich nicht wie. Eine muntere Komödie.

Auf ihre erwachsenen Töchter könnten die drei Väter in diesem Film einfach stolz sein. Wenn da nicht deren Männer wären. Die sind entweder misstrauisch oder nur formal vorhanden. Heftig irritiert sind die drei Väter jetzt gemeinsam in Berlin bei den Töchtern, wo sie in Lebensmilieus geraten, mit denen sie nicht gerechnet hätten. Und wenn sie aktiv werden, wird es nicht besser. Ein zweifelhaftes Versöhnungsdinner oder gemeinsame Behördengänge des unbekannten Schwiegersohns mit dem Anwaltpapa führen im Leben der Töchter nur zu noch mehr Turbulenzen. Die auf höchst verschiedene Weise liebenswerten Väter müssen in dieser burlesken Familienkomödie lernen, dass ihre Töchter längst selbstständig sind, vor allem aber müssen sie lernen, sich selbst ein wenig besser kennenzulernen. (JS); Foto: © Christiane Pausch


14:45 Uhr: DER NACHNAME

Ein Film wie Sommerferien mit Blick aufs Meer. Unterhaltung garantiert. Großartige Schauspieler sorgen für den nötigen Ernst einer guten Komödie. Es geht ja um Familie.

Mutter (Iris Berben) hat ihre Kinder und deren Partner eingeladen in das Feriendomizil auf Lanzarote. Sie hat eine Überraschung für sie. Und schon bricht alles auf, denn überall hakt es, bei jedem ein bisschen anders und bei allen unfreiwillig komisch. Aus Kindern wurden Erwachsene und die Visionen vom Leben erfüllten sich nirgendwo wie erhofft. Man entlarvt sich gegenseitig. Und entpuppt sich zugleich als Familie. Man hängt aneinander und manchmal werden die Gespräche ganz ernst, um dann doch das Komische siegen zu lassen bei sommerlich leichter Kulisse. Klug und lustig zugleich geht es zu. Motto: Kein Kind hat das Recht, von den Eltern zu verlangen, dass die so bleiben wie sie waren, nur um sich die Kindheit zu erhalten. Das Schlusswort hat Mutter Berben, Familie sei sowieso nie perfekt und „Ehrlich währt doch am längsten, oder?“ (MK); Foto: © Constantin Film verleih / Jürgen Olczyk


 

16:45 Uhr: DIE NACHBARN VON OBEN

Komödie über Sex und nicht Sex, aber voller Erotik. Und Klugheit auch. Denn in Wahrheit handelt es sich um eine Therapie, getarnt als Partnertausch.

Die Nachbarn von oben haben sich eingeladen. Ausgerechnet die. Denn das Ehepaar unter ihnen muss schon seit Wochen deren Sex hören. Mit schönem Sarkasmus kommentiert der frustrierte Musiklehrer, der am liebsten einsam oben auf dem Dach Sterne beobachtet, die Ankunft der Nachbarn. Seine Frau ist durchaus angetan. Der junge Nachbar ist sehr attraktiv. Beim Essen dann das Angebot. Man habe einen Partnertausch im Sinn. Der Effekt ist durchschlagend. Denn während die Gespräche immer erotischer werden, kommen gut versteckte Wahrheiten wie in einem Seelenstriptease ans Licht. Die junge Frau von oben ist übrigens nicht zufällig von Beruf Psychologin. Als wäre Erotik sowieso die beste Paartherapie, knistert es in dieser wunderbaren Komödie bis zur letzten Sekunde. (MK); Foto: © Wild Bunch Germany 2023


 

18:45 Uhr: STERNE UNTER DER STADT

Eine märchenhafte Liebesgeschichte in der U-Bahn von Wien. Von zweien, die in der Phantasie leben und sich wie im Kino in den Geschichten anderer verlieren.

Er dürfe „nie den Boden unter den Füßen verlieren“, hat man ihm gesagt. Und genau das passiert, seit er in einer U-Bahn-Station beim Fundbüro arbeitet, gleich neben dem Übersichtsraum für die Bilder der Überwachungskameras. Dort sieht er sie und ist verzaubert. Zugleich ist diese seltsame Welt bevölkert mit skurrilen Typen wie dem Perry-Rhodan-Liebhaber, der unbedingt die Erstausgabe haben will, und dem Nachtwächter, der seinen Beruf nur gewählt hat, um Ruhe vor seiner Frau zu haben. Aus Liebe verlässt schon sein Vater die U-Bahn nicht mehr, wird es ihm jetzt genauso gehen? Sie hat ein Geheimnis und lebt ohnehin lieber in der Phantasie. Er zaubert für sie mit Federn und magischen Hüten, gemalten Mondsternen und lässt es sogar schneien, denn es gibt Sterne unter der Stadt. (MK/JS); Foto: © Interspot Film


 

20:45 Uhr: ADIÓS BUENOS AIRES

Ein Musical und eine melancholisch-romantische Liebesgeschichte. „Das Leben muss man ehren“, singt der alte Bandoneon-Tangosänger in der Bar „Glorias Argentinas“.

Julio, der Bandoneonspieler, der sich mit dem Schuhgeschäft seines Vaters gerade so über Wasser hält, will unbedingt nach Deutschland auswandern. Denn auf den Straßen Argentiniens entlädt sich die Wut über die korrupte Regierung 2001 in Plünderungen und Gewalt. Aber kann er seine Tangoband „Vecinos de Pompeya“ wirklich verlassen, jetzt, wo sie die Sängerlegende Ricardo Tortorella bei sich haben, den alten Herrn mit dem Timbre des gelebten Lebens? Eine Taxifahrerin durchkreuzt seine Pläne außerdem. Eine romantische Liebesgeschichte beginnt, an dessen Ende die beiden flache Steine werfen und fest daran glauben, dass sie auf dem Wasser tanzen können. Wenn sie nur wollen und nicht auswandern – mit Melancholie und Entschlossenheit zugleich. Ganz wie der Tango. (MK); Foto: © Alpenrepublik

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