Festival des deutschen Films: Tag 17

14:15 Uhr: TOTE TRAUERN NICHT

Krüger (Christian Redl) hat sich nach dem Tod seiner Freundin Marlene zurückgezogen aus dem Dienst, aber nicht aus dem Spreewald. Wenn er also einen Toten findet, dann müssen Fichte (Thorsten Merten) und seine neue Kollegin (Alina Stiegler) die Sache ermitteln. Krüger ist Privatier. Aber er ist nicht allein: Seine tote Freundin spricht mit ihm, und sei es durch die Irrlichter im Spreewald. Und der ist voll davon. Deshalb kann man sich so gut verirren – in den geheimnisvollen Gewässern wie auch in den Geschichten, die nur dort zu erzählen sind. Und wie immer bezieht sich die neue Geschichte aus dem Spreewald auf die vorhergehende, also auf die aus der Folge „Totentanz“, die wir Ihnen ebenfalls im diesjährigen Programm präsentieren (siehe Seite 56). Christian Redl ist dabei erneut das eigentliche „Gesicht“, das eigentliche Geheimnis auch in dieser Folge. Es ist kein Spreewaldkrimi denkbar ohne ihn, auch wenn er noch so sehr „amtlich“ auf dem vermeintlichen Rückzug ist. Wir präsentieren Ihnen „Tote trauern nicht“ sozusagen druckfrisch, denn er ist erst seit ganz wenigen Tagen fertiggestellt – natürlich mit den Stars des Films. (MK) Foto: Festival des deutschen Films


 

 

16:30 Uhr: DIE SAAT

Baustellenleiter Rainer erlebt sein schlimmstes Trauma. Den Erben der Firma, bei der er arbeitet, kennt er gut und hat deshalb geglaubt, jetzt werde alles noch besser. Doch die Dinge laufen plötzlich ganz anders. Gegen ihn. Sein ärgster Konkurrent bekommt seinen Job. Der Neue setzt auf gnadenlose Effizienz und an Stelle der bewährten Kollegen, die zusammenhalten, schleppt er billige Leiharbeiter an. Und ein guter Kollege, der in seiner Arbeitskraft nachzulassen scheint, wird gleich rausgeworfen. Rainers Deklassierung hat Folgen. Die Frau wird schwanger, aber sie müssen in ein kleineres Haus umziehen. Die Wut wird immer größer. Der pubertierenden Tochter ergeht es ähnlich, auch hier sorgt eine befreundete Bürgertochter für die Erfahrung tiefer Machtlosigkeit. Ein Film aus der Arbeitswelt, und dies in ungewöhnlich tollen Bildern und großartigen Szenen. Als wollte er die Poesie und die Schönheit in der Wut der Machtlosen zeigen. Ein Meisterwerk der Regisseurin und Autorin Mia Maariel Meyer, bei dem das Drehbuch auch vom Hauptdarsteller Hanno Koffler mitgeschrieben wurde. Schlicht großartig! (JS/MK) Foto: kurhaus production


18:45 Uhr: SPRACHLOS IN IRLAND

Alles ist scheinbar gut im Leben von Connie. Ihre Ehe ist angenehm ereignislos. Ihre Tochter erwartet ihr erstes Kind und in der Firma fühlt sie sich unersetzlich. Aber ein neuer Chef kommt – und der erwartet von seiner Chefsekretärin, dass sie perfekt Englisch spricht. Der Ausweg ist ein Kurs in Irland. Alle anderen waren schon belegt. Als sie ankommt, weiß sie, warum. Vor Ort mit Blick aufs Meer ist allerdings nichts so, wie sie es erwartet hatte. Denn die Pension für den Sprachunterricht ist eigentlich ein Beerdigungsinstitut mit Frühstück und der Mitschüler, den sie gleich am Flughafen trifft, ist ein mürrischer Rätselknochen und hat in Wahrheit ganz andere Pläne. Dummerweise findet sie ihn aber nett und sogar irgendwie anziehend. Während zu Hause in Deutschland der Ehemann und die erwachsene Tochter auf ihre baldige Rückkehr warten, entdeckt Connie ziemlich neue Seiten am Leben – und an sich selber. Und so wird der Sprachkurs bald zur Nebensache in dieser Wohlfühl-Komödie, die zeigen will, wie schön es sein kann, seinen Horizont zu erweitern, vor allem den inneren. (JS/MK) Foto: ARD / Degeto Martin Maguire


 

21:00 Uhr: DENGLER – KREUZBERG BLUES

Als einem Baby von einer Ratte der Finger abgebissen wird, ist für die Aktivistin Olga in Berlin-Kreuzberg die Sache klar: Das kann nur der Immobilienmogul Jan Kröger sein. Der will „entmieten“ und hat die Tiere aussetzen lassen, um die alten Mietshäuser leer zu fegen. Denn schließlich will er neue Luxus-Appartements bauen. Also ruft Olga ihren guten Freund Dengler als Privatermittler zur Hilfe. Er soll die Sache aufklären, den Skandal aufdecken. Gemeinsam entdecken sie aber immer mehr, dass hinter der offensichtlichen Schweinerei in Wahrheit ein komplexerer krimineller Deal steckt, den sie nach handfesten Auseinandersetzungen mehr und mehr aufdecken. Dieser korrupte Anwalt, der vor nichts zurückschreckt, steckt dahinter. Oder doch nicht? Ist alles ganz anders? Eigentlich ganz schlicht und gleichzeitig höchst kompliziert? Ein „cooler“ Kriminalfall nach dem Bestseller von Wolfgang Schorlau – mit Verfolgungsjagd, überraschenden Wendungen und bitteren Verwicklungen – und trotz allem sogar fast eine romantische Liebesgeschichte. Der sechste Fall der Dengler-Reihe. (JS) Foto: ZDF / Maor Waisburd Photography

10:00 Uhr: PETERCHENS MONDFAHRT

Die beiden Geschwister Peterchen und Anneliese haben es nicht leicht, seit sie neu in die Stadt gezogen sind und von ihren Schulkamerad*innen gemobbt werden. Da lernen sie den sprechenden Maikäfer Sumsemann kennen, der sein auf den Mond verbanntes, sechstes Bein nur zurückbekommen kann, wenn er zwei mutige Menschenkinder findet, die ihn auf seiner Reise zum Mond begleiten. Ein Animations-Abenteuer für die kleinsten Kinofans, voller Wunder und Gefahren, prächtiger Bilder und liebevoller Gestalten. Foto: fishblowing.com


 

14:45 Uhr: UNSER BODEN, UNSER ERBE

Es gibt Dinge, über die wir nie nachgedacht haben. Aber wir leben in Zeiten des Umbruchs. Die Erde zum Beispiel, also die, die wir in die Hand nehmen können. Wussten Sie, dass die Bodenkrume rund um den Erdball nur wenige Zentimeter dick ist und trotzdem die Menschen auf der Welt mit Nahrung, Trinkwasser und sauberer Luft versorgt? Und dass es für zehn Zentimeter fruchtbarer Erde Tausende von Jahren braucht, bis sie vorhanden ist? Diese Erde, unsere Lebensgrundlage, ist der Star dieses Dokumentarfilms, der fragt welche Zukunft der fruchtbare Ackerboden hat und was wir tun können, um ihn zu erhalten. Wenn wir ihm den Respekt entgegen bringen, der ihm gebührt, bringt er uns die Schätze eines gesunden Lebens. Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker, der zum legendären „Club of Rome“ gehört hat, die Köchin Sarah Wiener, Landwirte und andere Liebhaber*innen des irdischen Humus erzählen vom Zustand der obersten Erdschicht, die so viel mehr ist als nur Nahrungsmittelquelle. Vor allem will dieser Film auch fühlen lassen, was wir begreifen sollten. Eine spannende Angelegenheit. (JS/MK) Foto: wfilm


 

17:00 Uhr: IVIE WIE IVIE

Von Ihrer WG-Mitbewohnerin Anne wird sie „Schoko“ genannt und hat damit kein Problem. Aber als sie beim Bewerbungsgespräch zur Anstellung als Lehrerin gefragt wird „Woher kommen Sie?“, da antwortet sie selbstbewusst „aus Leipzig.“ Denn dorther kommt sie ja auch, Tochter einer Deutschen und eines schwarzen Senegalesen, den sie aber nie kennengelernt hat. Bis eines Tages ihre sehr viel dunklere Halbschwester Naomi vor der Tür steht, von der sie gar nichts wusste. Sie will mit ihr, sagt sie, zum Begräbnis des gemeinsamen Vaters im Senegal. Plötzlich muss sich Ivie, die wie ihre Schwester vaterlos aufgewachsen ist, auf eine ganz neue Weise mit ihren Wurzeln beschäftigen. Soll sie überhaupt nach Afrika fahren, zu dem sie gar keine innere Beziehung hat? Und was erwartet sie auf diesem für sie exotischen Trip? Schöner als in diesem Film kann man die Absurdität rassistischer Vorurteile nicht zeigen,
zugleich aber auch, wie schwer es sein muss, wenn die Wurzeln der Herkunft so zweideutig, so unklar, ja fast mysteriös sind. Die Autorin und Regisseurin erzählt dies so cool und lässig und fröhlich wie dies äußerst selten ist bei diesem Thema. Ein Talent. (JS/MK) Foto: 2021 Weydemannbros. Constanze Schmitt und David Schmitt


 

19:15 Uhr: Tatort: VIDEOBEWEIS

Den „Videobeweis“ gibt es nicht nur beim Fußball. Schließlich ist das Internet voller pikanter und brisanter Filmchen mit erotischem Hintergrund. Auch die Stuttgarter Tatort-Kommissare bekommen es mit einem Video zu tun, nachdem sie einen nach einer Betriebsfeier von der Balustrade des Foyers in die Tiefe gestürzten Mitarbeiter nur noch tot auffinden können. Das Video zeigt seine Konkurrentin um den nächsten Karriere-Posten beim Sex mit dem Chef. Und so ermitteln Lannert und Bootz plötzlich „im Reich der Sinne“. Einvernehmlicher Sex, erotische Zukunftsplanung oder eine erbärmliche Vergewaltigung? Wie so oft, führt das Video von sich aus zu keinem eindeutigen Ergebnis. Wurde der Tote für die erotisch so selbstbewusste und geheimnisvolle Mitarbeiterin im Karriere-Aufwind zur Gefahr oder für den sichtlich aufdringlichen Chef? Ursina Lardi ist großartig in diesem Film, der meilenweit entfernt ist von einem alltäglichen „Tatort“. Hier wurde richtig Kino gemacht! Beeindruckend. (JS/MK) Foto: SWR / Benoît Linder


 

21:30 Uhr: MUTTER KÜNDIGT

Statt eines Kuchens liegen drei Geldhaufen auf dem Tisch als Carlas erwachsene Kinder zum rituellen Geburtstagskaffee anrücken. Sie hat das Haus verkauft und erklärt, sie würde hiermit das Muttersein beenden, es kündigen. Ein großes Geschnatter bricht aus. „Eine Mutter kann nicht kündigen“, sagt die eine Tochter und Doro, die andere entdeckt urplötzlich ihre Liebe zum elterlichen Haus. Nur der in seinen Bankgeschäften erfolglose Sohn Philipp äugt begierig nach seinem Stapel mit den 250.000 €. Es beginnt eine sehr menschliche Komödie der Eitelkeiten, bei der fast übersehen wird, dass Rudi, der Familiennotar auch dabei ist, so wie er ja immer irgendwie dabei war und oft die Aufgaben des kürzlich verstorbenen und vorher viel beschäftigten Vaters übernommen hatte. Die „Kinderbande“ verzieht sich in die Zimmer und leckt ihre Wunden, wobei sich herausstellt, dass die heile Familie gar nicht so heil gewesen ist – mit dem stets großspurig arroganten Vater, mit eifrig unter Verschluss gehaltenen Geheimnissen der Kinder und mit einem skurrilen Doppelleben der Mutter. Doch davon kann sie zunächst nur ihrer Enkelin Joe erzählen, die alleine zurückbleibt und die, als eine Art Wiedergängerin, ihre Großmutter noch am besten versteht. (JS/MK) Foto: Arthur Bauer

Wir zeigen diesen Film mit dem „Corona Bonus“ trotz der erfolgten Ausstrahlung, weil die Pandemie 2020 seine Premiere bei uns verhindert hat.

15:00 Uhr: SPONTANVORFÜHRUNG

Foto: Arthur Bauer


 

17:30 Uhr: EINE HANDVOLL WASSER

Der Alte hat sich buchstäblich zu Hause eingeigelt. Konrad Hausnick verlässt sich nur auf seine Nagelschusspistole als Rettung vor möglichem Diebesgesindel. Jürgen Prochnow spielt ihn, gerade 80 Jahre alt geworden und zurück aus Hollywood, spielt diesen skurrilen Alten und überzeugenden Retter eines kleinen jemenitischen Mädchens und taucht so wieder einmal in einem deutschen Film auf. Dieses Mädchen, Thurba, ist gerade noch bei der versuchten Abschiebung ihrer Familie vorläufig entkommen. Konrads Schussgerät verfehlt die 12-Jährige nicht ganz und so macht er ihr gleich einen Verband um die Streifschusswunde. Als die Polizei dann bei ihm nach ihr sucht, zeigt sie ganz nebenbei, dass sie mit allen Wassern gewaschen ist. Und auch der grantige alte Mann verbirgt hinter seiner rauen Schale einen empathischen Kern, den er allerdings selber erst entdeckt, während er eigentlich versucht, die Kleine wieder loszuwerden. Die „Handvoll Wasser“, von der das Mädchen dauernd redet, bedeutet „Leben“. Und so kramt der Pensionär mit krimineller Energie seine besten Ideen hervor, um das Kind schließlich illegal in ein Flugzeug zum Onkel nach London zu setzen. (JS/MK) Foto: Daniel Dornhoefer


 

19:45 Uhr: EINE LIEBE SPÄTER

Eine junge Frau (Lucie Heinze) ist zur Witwe geworden. Zwei Jahr nach dem Tod ihres Mannes spricht sie noch immer mit ihm, täglich auf sein Handy. Sie liebt ihn. Und trotz aller Trauer tröstet dies ihre Schwiegereltern, die auf demselben Grundstück gleich nebenan wohnen. Gemeinsam versorgen sie die beiden kleinen Kinder und das Leben scheint so in einem gewissen Lot zu sein, dem Schicksalsschlag zum Trotz. Als aber ein junger Mann auftaucht, dessen Verspieltheit
die attraktive junge Witwe zum Lachen bringt, ein offensichtlicher Frauenheld (Golo Euler), mit dem sie ein Verhältnis eingeht, da bricht der Scheinfriede auseinander. Wie sie so animalisch, so triebhaft sein könne, beschimpft sie der ehemalige Schwiegervater (Miroslav Nemec). Die Zuschauer*innen lächeln über den alten Mann und verstehen ihn doch. Die Zuschauer*innen lächeln auch über diesen Filou, diesen Frauenhelden, der immer den Rucksack griffbereit hat, weil er sich auf keinen Fall binden will und versteht doch, dass der nur nicht erwachsen werden will. Das Drehbuch (Dominique Lorenz) nämlich ist exzellent. Es verwandelt nicht nur die Menschen, sondern macht aus der verlorenen eine neue große Liebesgeschichte. Ein Film wie ein Wärmestrom – und psychologisch so klug wie der angeblich leichtsinnige junge Mann. (MK) Foto: ARD Degeto / Walter Wehner


 

22:00 Uhr: GELIEFERT

Wollten Sie nicht immer schon einmal wissen, wie es einem Paketzusteller geht, gerade jetzt, wo sie uns immer häufiger beliefern? Schlecht geht es jedenfalls dem alleinerziehenden Volker. Er kommt gerade so durch, muss Angst haben, seinen Führerschein zu verlieren und sorgt sich um den Schulabschluss seines Sohnes Benny. Er muss einen illegalen, zweiten Job annehmen und steht trotzdem vor dem sozialen Abstieg. Glücklich ist er nur als Fußballtrainer der Amateurmannschaft. So schwer es ihm auch fällt „anständig“ zu bleiben, so wenig verliert er seine gute Laune im Umgang mit den Kund*innen. Mit Hilfe seiner guten Freundin Lena, die im Hauptberuf Polizistin ist, schafft es Volker aber immer wieder in der Spur zu bleiben und am Ende winkt vielleicht im Clubheim „Abseitsfalle“ tatsächlich der Ausweg aus seiner Lebenskrise. Mit viel Herzblut inszeniert und mit einer Menge positiver Energie aufgeladen, ist diese Komödie aus dem wirklich wirklichen Leben mit einem Bjarne Mädel, der alle Register zieht. (JS) Foto: BR / TV60Film / Juergen Olczyk

Wir zeigen diesen Film mit dem „Corona Bonus“ trotz der erfolgten Ausstrahlung, weil die Pandemie 2020 seine Premiere bei uns verhindert hat.

15:00 Uhr: LENE UND DIE GEISTER DES WALDES

Die 7-jährige Lene aus Mecklenburg wäre in den Sommerferien viel lieber an die Ostsee gefahren – aber nun ist sie im bayerischen Wald gelandet, wo alle so komisch reden. Doch dann findet sie neue Freunde, die tolle Sachen machen: Wachteln dressieren, Schildkrötenrennen und Baumhäuser bauen. Sie trifft skurrile Gestalten wie den Wald-Obelix, hört von der geheimnisvollen „Grotte der schlafenden Seelen“ und lernt nebenbei viel über Fauna und Flora in diesem faszinierenden Dokumentarfilm für die ganze Familie. Foto: dokfest-muenchen.de


 

17:30 Uhr: Tatort: MUROT UND DAS PRINZIP DER HOFFNUNG

Murot – das steht für einen Kommissar, der nie über den Dingen steht. Hier ist er sogar selber Schuld am Mordfall, in dem er ermittelt. Aber zunächst lernen wir, dass er im früheren Leben ein Philosoph war, Lieblingsschüler des Philosophie Professors, der jetzt tot vor ihm auf der Straße liegt. Und als solcher kennt er natürlich „Das Prinzip Hoffnung“ von Ernst Bloch in- und auswendig. Was also denkt er, wenn er im Zuge einer Mordserie in Frankfurt, bei der Obdachlose mit Genickschuss quasi hingerichtet werden, beim dritten Opfer ausgerechnet das genannte Buch findet? Denn der Obdachlose war einmal jener gefeierte Professor, bei dem Murot ein- und ausgegangen ist wie ein adoptierter Sohn. Die Familie taucht auf und tatsächlich gibt es doch ein Erbe, dass der Professor vor seinem Ausstieg ins Obdachlosenleben hinterlassen hat. Und eine hasserfüllte Familie, der dieser Murot keineswegs gleichgültig ist. Dafür hat er viel zu viel zu tun mit den Ereignissen, die schließlich zum Mord führten. Wie immer ist Murot beteiligt, wie immer aber unfreiwillig. Ein neues Meisterwerk aus der Schmiede des HR. (JS/MK) Foto: HR / Bettina Müller


 

19:45 Uhr: STERBEN IST AUCH KEINE LÖSUNG

Hermann Weber ist lebensmüde. Doch der Telefonservice der Sterbehilfeklinik in der Schweiz gefällt ihm nicht. Er solle doch seine Anverwandten mitbringen, damit ihn einer identifizieren kann. Ganz alleine den nötigen Haufen ekliger Tabletten zu schlucken, misslingt ihm auch und so geht er weiter seinem Rentner- Lesekreis mit überhöhten literarischen Ansprüchen auf die Nerven. Bis Hanne auftaucht, die undurchsichtige, mehrfache Witwe, deren Männer die jeweilige Hochzeit immer nur wenige Tage überlebt haben. Die gelernte Apothekerin weiß alles über Gifte und so fühlt sich Hermann von ihr angezogen. Vielleicht kann sie auch ihn – allerdings erst nach der Hochzeit – nach alter Hexenart ins Jenseits befördern, denkt er. Dazu muss er sie aber erst einmal für sich gewinnen. Er schwindelt ihr vor, er sei sehr wohlhabend mit Loft und Yacht und ein guter Tänzer obendrein. Ihr Hund namens „Rudi Dutschke“, der alle nur anbellt, mag ihn schon einmal und – welch ein Wunder – mit jeder neuen gemeinsamen Aktion findet Hermann das Leben wertvoller. Wo mag das noch enden mit zwei großartigen Schauspielern und vielen schönen Gefühlen und Ideen? Genau: Sterben kann auch keine Lösung sein. (JS) Foto: FFP New Media / Ben Knabe


 

22:00 Uhr: DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS

Chabadabada… Die Filmmusik von „Ein Mann und eine Frau“, mit dem Claude Lelouch 1966 berühmt wurde, Goldene Palme in Cannes, zwei Oscars, kennen viele. Die beiden Hauptdarsteller hat der Film dereinst ebenfalls berühmt gemacht und die ganze „Nouvelle Vague“ hat er mitbegründet. So hatte noch nie jemand zuvor eine Liebesgeschichte erzählt. Sie werden sie wiedersehen, diese Geschichte – gut 50 Jahre später und in der Erinnerung. Denn Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) hockt jetzt im Rollstuhl im Altersheim, dem Ende seines Lebens nah. Er blickt in die Welt von heute und doch nur in sich hinein. Er ist auf Zeitreise, in Fragmenten, die sich verdichten zur Erzählung von damals. Die Poesie dieser Konstruktion ist überwältigend, denn Claude Lelouch ist ein wirklicher Meister darin, das Leben zu erfassen mit den Mitteln des Kinos. Ein halbes Jahrhundert später versinkt er mit seinen Darsteller*innen von damals noch einmal in derselben Liebesgeschichte. Und das ohne jeden Kitsch. Ein Geniestreich, dieser Film! Ein Erlebnis der besonderen Art. „Er hat mich erkannt ohne mich wiederzuerkennen“, sagt Anne (Anouk Aimée). Verpassen Sie dieses Meisterwerk nicht! (MK) Foto: 2020 Wild Bunch


Scroll up