Naturallianz und Mitproduktivität der Natur

Ernst Blochs Naturphilosophie – ein Beitrag zur Bewältigung der globalen Umwelt- und Klimakrise?

Jahrestagung der Ernst-Bloch-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Ernst-Bloch-Zentrum

Die Tagung ist dem Gedenken an den verstorbenen Burghart Schmidt gewidmet.

Die inzwischen durch den Klimawandel ausgelösten unübersehbaren, vielfältigen Umweltschäden können nicht länger ignoriert werden. Sie zwingen sowohl die Menschen und als auch ihre staatlichen Einrichtungen zum sozial-ökologischen Handeln, um Mensch und Natur vor dem drohenden, menschengemachten Untergang zu bewahren. Diese globalen Probleme sind erst spät ins Bewusstsein getreten, aber reichen weit zurück in die Geschichte unserer Gesellschaftsordnung. Zu denen, die das frühzeitig erkannt haben, zählt Ernst Bloch.

Bereits in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat er die im Gang befindliche Umwelt- und Klimakrise als Folge eines bestimmten, durch die Entwicklung und Anwendung der modernen Naturwissenschaften entstanden Verhältnisses von Mensch und Natur gedeutet, nach dem dieser in jene gleich „einer fremden Besatzungsarmee“ eindringt und die Rolle als „Ausbeuter“ und „Tierbändiger“ gegenüber der Natur einnimmt. Die Umkehrung der Klimakrise und der damit verbundenen Umweltzerstörung wird entsprechend einen Wandel des Denkens des Menschen über seine innere und die äußere Natur zur Voraussetzung haben müssen. Menschengerechtes Verhalten ist nur möglich, wenn es auch ein der Natur gerecht werdendes Verhalten ist.

Um die vielfältigen Implikationen der Blochschen Naturphilosophie und ihre Bedeutung für seine politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und technischen Utopien auszuleuchten, konnten für die Tagung Bloch-Forscher*innen als Vortragende aus ganz Europa gewonnen werden. Aber Bloch ging es nie nur um die Frage der Theorie, sondern immer auch um eine Theorie, die eine verändernde Praxis für eine bessere Gesellschaft ermöglichen soll. Aus diesem Grund tritt die Blochsche Philosophie am Ende des zweiten Tages in einen Dialog mit engagierten Vertreter*innen der jüngeren Generation ein. Geplant ist ein offenes Diskussionsforum mit Vertretern*innen von Fridays for Future, mit der Fragestellung, inwieweit die Blochsche Naturphilosophie für eine ethisch, politisch-normative und auch ästhetische Perspektive fruchtbar gemacht werden könnte.

Musikalische Interventionen auf der Violine bietet Frau Anne Sommer-Bloch, Schwiegertochter von Ernst Bloch.

Einlass ab 9.30 Uhr

10.30 Uhr Eröffnung und Begrüßung
Geleitwort der Gastgeberin: Prof. Dr. Immacolata Amodeo (Direktorin des EBZ, Ludwigshafen)
Grußwort der Präsidentin der EBG, Prof. Dr. Francesca Vidal (Landau) 
Einführung in die Tagung, Werner Wild, (Tübingen)

11.00 Uhr
Patrizia Cipolletta (Rom): 
Auf die Dinge hören. Blochs erste Annäherung an eine Reise jenseits der Manipulation der Natur.

11.45 Uhr
Rainer E. Zimmermann (Berlin):
Natursubjektivität und Naturallianz. Eine systemtheoretische Annäherung.

12.30 – 14.30 Uhr Mittagspause

14.30 Uhr
Peter Zudeick (Köln):
Natur mit Zukunft in der Vergangenheit: Der Bogen Lukrez – Bacon – Bloch.

15.15 Uhr
Gérard Raulet (Paris):
Objektiv-reale Hermeneutik. Zum Organon der Naturallianz.

16.00 – 16.15 Pause

16.15 Uhr
Beat Dietschy (Bern):
Die Erde anders. Naturallianz aus interkultureller Perpektive.

17.00 Uhr
Henning Tegtmeyer (Leuven):
Ernst Bloch zwischen Marxismus und Naturallianz

17.45 – 18.00 Uhr
Zusammenfassende Gedanken zum ersten Tag

19.30 – 21.00 Uhr
Leonor Quinteros Ochoa (Iquique/Münster) – Lesung aus ihrem Buch Exilkind – Briefe und Erinnerungen aus Chile und Deutschland.

Einlass ab 9.30 Uhr

10.00 Uhr
Guelfo Carbone (Rom):
Von der Zukunft abgetrennt. Der Geist der Utopie einhundert Jahre später.

10.45 Uhr
Micaela Latini (Varese-Como):
Naturbilder: Blochs Ästhetik im Spannungsfeld von Öko-Denken und reiner Kunst.

11.30 – 11.45 Uhr Pause

11.45 Uhr
Manuel Theophil (Karlsruhe):
Real-Allegorie und Realsymbol als Weg- und Zielbestimmung der Utopie.

12.30 – 14.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr
Reinke Schwinning (Siegen):
Vom Organischen höchster Ordnung. Musik und Natur bei Ernst Bloch.

14.45 Uhr
Paul Stephan (Hannover/Leipzig):
Den Liberalismus überschreiten – eine demokratische Biopolitik wagen. Überlegungen am Leitfaden von Blochs humanistischer Philosophie.

15.30 Uhr
Johan Siebers (London):
Zwischen Hoffnung und Verantwortung. Extinction Rebellion als konkrete Utopie.

16.15 Uhr
Philosophie im Dialog - Offenes Diskussionsforum: 
Der weltweite Protest gegen die Klimakatastrophe mit Clara Reis und weiteren Schülern*innen von Fridays for Future.

17.30 Uhr Schlusswort(e)

Hinweise:

Die Veranstaltung ist öffentlich zugänglich für alle Interessierten. Es wird kein Tagungsbeitrag erhoben. Für Tagungsgetränke wird ein Solidaritätsbeitrag in Höhe von 15 Euro erhoben.

Vorherige Anmeldung wird erbeten unter anmeldung@bloch.de, oder 0621-504-2202.

Die Veranstaltung findet am 13. und 14. Mai im Ernst-Bloch-Zentrum in Ludwigshafen, Walzmühlstr. 63 statt. Einlass ist jeweils um 9.30 Uhr und Ende jeweils um 18 Uhr.

Am 13. Mai findet zudem als Rahmenprogramm um 19.30 Uhr eine Lesung mit der chilenischen Autorin Leonor Quinteros Ochoa statt. Sie liest aus ihrem Buch Exilkind.

Die Veranstaltung wird finanziell gefördert von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. (ALG). Die Stiftung Ernst-Bloch-Zentrum unterstützt die Veranstaltung ebenfalls. Quelle: Ernst-Boch-Zentrum, Bild: unsplash

Preis
kostenlos

 bis 14.05.2022 / 09:30 bis 18:00 Uhr

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