Ausstellung. Zerreißprobe – Pop-Collagen von Warhol bis Polke

Die Collage gehört zu den wichtigsten Entwicklungen der Kunst des 20. Jahrhunderts. Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beginnen Pablo Picasso und George Braque Tapetenstücke, Zeitungsfetzen oder Streichholzschachteln in ihre Arbeiten zu integrieren und damit die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit zu verwischen. In den folgenden Jahren führen Futurismus und Konstruktivismus diesen Gedanken weiter: Aus den Bruchstücken einer alten Ordnung, wird eine neue Welt geschaffen. Auch Surrealismus und Dadaismus greifen die Technik der Collage begeistert auf. Die Verknüpfung unterschiedlicher, teils gegensätzlicher, Elemente zu einem neuen Ganzen ist bei ihnen jedoch oftmals mit einem Augenzwinkern oder zum Teil mit einer politischen Botschaft verbunden. Die realen Fragmente aus den immer wichtiger werdenden Medien, wie Zeitung und Werbung nehmen unmittelbar Stellung zur eigenen Zeit. Gleichzeitig zeigt sich im Siegeszug der Collage, dass die Grenzen von high und low art sich auflösen – ein revolutionärer Schritt, in dem das gemalte Bild seine übergeordnete Stellung verliert.

Die Pop-Art, aber auch die Konzeptkunst und der Nouveau Réalisme nehmen viele dieser Prinzipien auf und entwickeln sie weiter. Die Collage erscheint als ideale Form, um die Hektik und Flüchtigkeit des modernen Lebens festzuhalten. Sie bedient sich der Fülle an Eindrücken, die dem Menschen durch die Massenmedien jeden Tag begegnen und verweist darauf, dass sich die Realität aus widersprüchlichen Informationen zusammensetzt. Diese Neubefragung von bereits vorhandenem Material hat nicht selten kritische Untertöne. Anlässlich des 100. Geburtstags des Sammlungsstifters Heinz Beck untersucht Zerreißprobe. Pop-Collagen von Warhol bis Polke erstmals umfassend die Bedeutung dieser neuen Auseinandersetzung mit dem Material. Präsentiert werden ca. 100 Arbeiten, die unmittelbare Stellungnahmen zur eigenen Zeit sind und heute dennoch nichts an Aktualität eingebüßt haben. Ganz im Gegenteil: Zentrale Themen wie Konsumreflexion, die Rolle der Medien, Gefahren von Macht- und Atompolitik sowie die Infragestellung fester Geschlechterrollen begegnen uns auch heute noch tagtäglich. Quelle: Text und Bild: Wilhelm-Hack-Museum

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