europa_morgen_land. Symposium II: Sprach-Welten

Mehrsprachig leben und schreiben

Die Globalisierungs- und Migrationsprozesse bringen für zahlreiche Menschen wandelnde Lebensbezüge, der Wechsel zwischen den Sprachen gehört oft zum Alltag. Auch in die Literatur wandern Fremdwörter, Wortschöpfungen und neue Gedanken ein, die das Sprechen und Lesen stark verändern. Es ist eine uralte Tradition, mit Übersetzungen und den Eigenheiten der Sprachen umzugehen. Der Versuch, eine Einheitssprache herzustellen, begann im 19. Jahrhundert. Er brachte auch vergleichende Studien hervor. In Romanen lassen sich seit der Moderne entsprechende Vergleiche, Übersetzungen, gegenseitige Einflussnahmen und Abgrenzungen verfolgen, die zur Veränderung der Sprache beitrugen und tiefere Einsichten in die Sprache ermöglicht haben.

Literarische Mehrsprachigkeit ist für die Autor*innen Ilma Rakusa, Lena Gorelik und Tomer Gardi der Normalfall. Sie kommen aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturräumen und setzen sich mit Deutsch als erlernter Sprache  auseinander. Mit präziser Beobachtungsgabe gehen sie Metaphern und Strukturen, Gefühlen und Leerstellen in ihren Texten nach, weisen neue Spielräume, aber auch Grenzen des Sprachlichen auf. Während Ilma Rakusa, die aus Tschechien stammt, zwischen fünf europäischen Sprachen mühelos zu wandeln scheint, ihre Lyrik aber dennoch auf Deutsch verfasst, versieht Lena Gorelik ihre deutschsprachigen Texte mit russischen Wörtern, Zitaten und ganzen Sätzen, wenn es darum geht, ihrer Persönlichkeit und ihrem Werdegang nahezukommen – und weil sie die Sprachmelodie passender findet. Tomer Gardi provoziert mit seinem pointiert inkorrekten und gerade deshalb aber entlarvenden Deutsch. Gewohnheiten, Werten und Normen werden zur Frage, die subtil kulturellen Praktiken, die sich in der Sprache ausdrücken, werden greifbar.

In Lesungen und Gesprächen gehen die Autor:innen der Bedeutung von Sprachenvielfalt nach. Können etwa Wörter oder Metaphern in zwei Sprachen absolut gleich sein? Wieviel Neues entsteht beim Schreiben? Wie werden Gefühle in andere Sprachen übersetzbar? Wo liegen die Grenzen des Sprachlichen? Wenn Übersetzungen auf Lücken stoßen, welche sind das? Wo liegen die Schwierigkeiten und was ist das reizendste Wort im Deutschen? Quelle: europa_morgen_land Bild: europa_morgen_land, Fotografie: Torsten Kleb

 

Mit
Tomer Gardi, Lena Gorelik, Ilma Rakusa

Musikalische Intervention
Valiantsina Batura (Zymbal)

Moderation
apl. Prof. Dr. Anna K. Gisbertz 

 

Veranstalter
Ernst-Bloch-Zentrum der Stadt Ludwigshafen am Rhein in Zusammenarbeit mit Kultur Rhein-Neckar e.V. im Rahmen des Jubiläums 22 Jahre europa_morgen_land“

Eintritt
15 / 10 Euro 

Anmeldung
anmeldung@europamorgenland.de

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